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Von der IT zum Tee-Sommelier/-Meister: Wie Teerituale mir beigebracht haben, im Hier und Jetzt zu leben

Warum hetzen wir durchs Leben, ohne wirklich zu leben?

Jahrelang habe ich mein Leben wie eine Checkliste geführt.

💻 Eine Karriere, aufgebaut auf Logik, Effizienz und Struktur.
📅 Ein akribisch geplanter Fünfjahresplan.
📱 Ein Geist, der ständig vorausdachte, optimierte und Probleme löste.

Ich war immer unterwegs, immer auf der Jagd.

Erfolg bedeutete mehr Leistung, mehr Produktivität, mehr Fortschritt.
Misserfolg bedeutete, zurückzufallen, Zeit zu verschwenden, die Kontrolle zu verlieren.

Also rannte ich.

Ich machte Karriere in der IT, lebte von Geschwindigkeit, Präzision und Problemlösung. Ich blieb vorne, lernte schneller, arbeitete härter.

Ich dachte, ich hätte alles im Griff.

Bis ich eines Tages mit einer Tasse Tee dasaß.

Und plötzlich änderte sich alles.


Der Moment, in dem ich erkannte, dass ich für die Zukunft lebte – und nicht für die Gegenwart

Ich hatte gerade ein neues Kapitel in meinem Leben begonnen – die Ausbildung zum Tee-Sommelier und -Meister. Ein Wechsel von einer Hochdruckbranche zu einer, die auf Geduld, Tradition und bewusste Präsenz setzt.

Aber mein Geist war noch nicht angekommen.

Selbst während ich Tee aufbrühte, war ich nicht wirklich da.

Ich dachte bereits an die nächste Aufgabe.
Den nächsten Meilenstein.
Das nächste Ziel.

Dann, ohne es zu planen, hielt ich inne.

Der Dampf stieg in die Luft.
Der Duft breitete sich aus, warm und beruhigend.
Die Tasse lag ruhig in meinen Händen.

Ich nahm einen Schluck.

Und in diesem Moment war ich vollkommen präsent.

Nicht jagend. Nicht planend. Nicht über das Nächste nachdenkend.

Nur hier.

Und plötzlich wurde mir etwas klar:

Ich hatte Jahre damit verbracht, für eine Zukunft zu leben, die noch gar nicht existierte.

Ich war ständig in Eile, aber ich fühlte mich nie angekommen.
Ich war immer produktiv, aber nie wirklich erfüllt.
Ich hatte so viel erreicht, wusste aber nicht, wie ich es genießen konnte.

Tee war nicht nur ein Getränk – er war ein Weckruf.

Eine Erinnerung daran, dass das Leben genau jetzt passiert.

Und wenn ich nicht lernte, präsent zu sein, würde ich mein ganzes Leben lang – aber nie wirklich erleben.


Was mir Tee über Entschleunigung und innere Ruhe beigebracht hat

Ich habe mein strukturiertes Leben nicht aufgegeben. Ich habe meine Ambitionen nicht über Bord geworfen.

Ich habe einfach gelernt, voll präsent zu sein, während ich es lebte.

Tee wurde meine tägliche Erinnerung – nicht indem er meinen Zeitplan veränderte, sondern indem er meine Art, ihn zu erleben, veränderte.


1. Die Kraft der Mikro-Pausen: Kleine Momente, die das Leben größer machen

Früher war mein Geist immer an.

Probleme lösen. Planen. Jede Sekunde optimieren.

Ich hielt nie inne.

Doch Tee lehrte mich etwas Wertvolles:

Langsamer zu werden bedeutet nicht, zurückzufallen – es bedeutet, wirklich anzukommen.

Also begann ich, Mikro-Pausen in meinen Alltag einzubauen:

  • Vor dem ersten Schluck → Einen tiefen Atemzug nehmen, die Wärme der Tasse spüren.
  • Zwischen Aufgaben → Für zehn Sekunden die Augen schließen, den Fokus neu setzen.
  • Nach einem langen Tag → Tee ohne Ablenkung aufbrühen – nur ich und der Moment.

Es ging nicht darum, mehr Zeit in den Tag einzubauen.

Es ging darum, die Zeit, die ich hatte, lebendiger zu machen.

Und je öfter ich es tat, desto klarer wurde alles.


2. Perfektion loslassen: Die Kunst, das Ungewisse zu umarmen

In der IT war Präzision alles.

Aber Tee?

Tee ist unvorhersehbar.

Selbst wenn man ihn genau gleich aufbrüht, schmeckt jede Tasse anders.

Manchmal ist er kräftiger.
Manchmal sanfter.
Manchmal überrascht er dich völlig.

Und genau das ist seine Schönheit.

Tee lehrte mich, dass das Leben nicht kontrolliert werden soll – sondern erlebt.

Anstatt jeden Moment zu perfektionieren, lernte ich, das Unbekannte anzunehmen.

Denn manchmal entstehen die bedeutungsvollsten Momente, wenn wir einfach loslassen.


3. Erfolg neu definieren: Von Produktivität zu Präsenz

Jahrelang glaubte ich, Erfolg bedeute:

✅ Mehr Leistung.
✅ Mehr Kontrolle.
✅ Mehr Fortschritt.

Doch heute definiere ich Erfolg anders:

✔ Mich mit dem, was ich tue, verbunden fühlen, statt nur Aufgaben abzuhaken.
✔ Freude am Prozess finden, statt nur das Ziel zu erreichen.
✔ Voll und ganz in meinem Leben anwesend sein, statt es nur zu optimieren.

Denn wenn Erfolg nur dann existiert, wenn man ein zukünftiges Ziel erreicht – wann fühlt man ihn dann wirklich?

Tee erinnerte mich daran, dass der gegenwärtige Moment der einzige Ort ist, an dem Erfolg wirklich spürbar ist.

Wenn wir nicht lernen, präsent zu sein, werden wir unser Leben lang jagen – aber nie ankommen.


Was das für dich bedeutet

Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch.

Diese leise Erschöpfung vom ständigen Vorwärtsstreben.
Dieses leise Zweifeln, ob du nicht doch etwas verpasst – selbst wenn dein Leben auf dem Papier erfolgreich aussieht.

Vielleicht hast du, wie ich, jahrelang geglaubt, dass Entschleunigung Stillstand bedeutet.

Aber was, wenn langsamer werden in Wahrheit bedeutet, endlich anzukommen?

Was, wenn Erfolg nicht darin besteht, ständig weiterzugehen – sondern darin, den Moment, in dem du bereits bist, wirklich zu würdigen?

Tee hat mich gelehrt, dass jeder Augenblick die letzte Chance ist, ihn zu erleben.

Die Wärme in deinen Händen.
Der Duft in der Luft.
Der Geschmack, der sich mit jedem Schluck entfaltet.

Das sind die Dinge, die das Leben lebendig machen.

Und wenn du das nächste Mal eine Tasse Tee zubereitest, lade ich dich ein, eins zu tun:

Pause.

Nur für einen Moment.

Atme tief ein.
Spüre die Wärme.
Schmecke die Gegenwart.

Denn das Leben passiert genau jetzt.

Die wahre Frage ist – bist du wirklich da?

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